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Wirtschaftsblatt – May 4, 2006

Gottfried Helnwein stellt im Lentos Museum aus

Immer streitbar und stets unbequem

by Christoph Pridun

Unter dem Titel "Face it" präsentiert Gottfried Helnwein eine Ausstellung im Lentos Museum. 40 seiner Arbeiten werden zu sehen sein und sein schaffen dokumentieren. Gottfried Helnwein ist untrennbar mit hyperrealistischen, oft unerhörten Darstellungen verbunden. Der gerne als "Schockmaler" oder "Provokateur" etikettierte Künstler präsentiertab morgen seine Werke im Linzer Lentos Museum. Es handelt sich dabei um die erste museale Schau des gebürtigen Wieners, seit er mitte der 80er-Jahre Österreich den Rücken gekehrt hat. Er ist seit damals in Irland und Los Angeles ansässig. Es werden rund 40 Arbeiten aus alles Schaffensperioden seit den frühen 70er-Jahren gezeigt. Dabei zieht sich das Sujet des menschlichen Gesichts als Leitmotiv durch das Gesamtwerk. Malerei und Zeichnung sind ebenso vertreten wie zum Teil malerisch bearbeitete digitale Fotografie.

Gottfried Helnwein stellt im Lentos Museum aus

Helnwein hat an der Akademie der bildenden Künste in Wien die Meisterklasse von Rudolf Hausner absolviert. 1970 wurde er mit dem Meisterschulpreis ausgezeichnet. Es folgten der Kardinal König Preis und der Theodor Körner-Preis.

Unverkennbar ist bei Helnweins Bildern der starke Einfluss von Hausners typisch technischer Brillanz. Bereits während der Studienzeit entwarf er seine ersten hyperrealistischen Gemälde von verwundeten und gequälten Kindern. Diese Aktionen und Ausstellungen provozierten und riefen immer wieder Stürme der Entrüstung hervor. Eine Aussteluung musste wegen heftiger Proteste sogar abgebrochen werden. Kunstexperten verglichen diese Reaktionen mit dem Unverständnis, das Malern wie Schiele und Munch zu Lebzeiten entgegengebracht wurde.

Ende der 70er-Jahre setzte sich der Mann zunehmend mit Figuren der Trivialkultur auseinander. Erklärtes Vorbild: Walt Disney. Ebenfalls in diese Zeit fielen erste Entwürfe für Plakate, Platten-Cover und Zeitschriften wie "Spiegel", "Stern", "Profil", "Time" und "Playboy".

Zuletzt hat er mit dem US-Superstar Marilyn Manson gearbeitet und für einen "Rosenkavalier" an der Oper in Los Angeles entwarf er Bühnenbild und Kostüme.

Zu seiner Heimat Österreich hat er ein ambivalentes Verhältnis. So liess er unlängst mit einem interview aufhorchen, als er feststellte, dass die Wiener den Verlust der Monarchie nie richtig überwinden konnten.

Er bezeichnete Österreich damals als Zentrum des gemütlich-korrupten Operetten-Weltreichs, als Mekka aller Tachinierer und Schmähführer: "Aber aus der zeitlichen und räumlichen Distanz hat sich meine Sichtweise langsam verändert, und irgendwann musste ich wiederstrebend eigestehen, dass dieses kleine Österreich (...) eine gewaltige und einzigartige Kultur hervorgebracht hat."